X

Willkommen in Polen

Welch’ ein Idyll: Willkommen in Polen!

 

Kürzlich hielt ich in einem Gebrauchtbuchladen einen kleinen Willkommens-Reiseführer für Polen in Händen.

Attraktiert durch die plakative, grafische Front dieses Büchleins, die innerhalb einer abstrahierten Landschaft landwirtschaftliche und Freizeit-Fluren mit  Siedlungen und Verkehrswegen vereint.

Das beräderte Auto steht an der Bildbasis im Vordergrund und man sieht in der groben Auflösung der Bildstruktur keine menschliche Gestalt.

Ein Blick in die vielen Zeilen dieses kleinen Werkes erhascht stimmige Staatsverhalte, in dem es z.B. heißt

.. Schnellimbißstuben bieten die Mahlzeit zu angemessenen Preisen an. Oft sind sie jedoch in der Hauptverkehrszeit überfüllt und das Warten nimmt viel Zeit in Anspruch.

Milchbars erfreuen sich von den frühen Morgenstunden bis zum späten Abend (20-21 Uhr) großer Beliebtheit. sie bieten eine reiche Auswahl von Milch-, Mehl-, und Gemüsespeisen an; die Gerichte sind preiswert.

Bierlokale sind in Polen nicht so populär wie in der DDR, obwohl Bier auch in Polen gern getrunken wird.

In manchen Gaststätten ist der Bierausschank untersagt oder auf gewisse Stunden beschränkt (im Rahmen der Aktion gegen Alkoholmißbrauch). ..

Unter der Rubrik “Andere Zerstreuungen” findet man, dass Liebhaber der Vokalmusik, des Jazz und Big Beat in Olen zahlreiche Amateurensembles zur Auswahl haben.

In Sopat, Opole und Zielona Góra finden alljährlich Liederfestivale statt.

Allerdings schreibt das Büchlein auch, dass das heutige Polen (1974) – im Gegensatz zum Polen aus der Vorkriegszeit – hinsichtlich der Nationalitätenstruktur seiner Bevölkerung, ein ausgesprochen homogenes Land sei.

 

Dies wird damit begründet, dass zu den bezeichneten Erscheinungen der Nachkriegsjahre in Polen eine massenhafte Migration der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Bewirtschaftung der West- und Nordgebiete des Landes gehörte, sowie eine gesteigerte Auswanderung der Dorfbevölkerung in die Städte.

Ist es also das, was hier so in’s Auge sticht?

Diese Homogenität?

Oder das Idyll einer wohlorganisierten Milchbar-Fastfoodgesellschaft á la 1974?

Wahrscheinlich ist es das homogene, ausgeräumte Nebeneinander von Fluren, Dörfern, Segelbootsegeln und Autos ohne Gesichter.

Auf diese Weise waren gemäß diesem Reiseführer – speziell für DDR-Reisende im Jahr 1974 – alle Besucher dieses Landes Willkommen in Polen.

Das war jetzt nur ein kleiner Ausschnitt aus diesem Reiseführer von 1974.

Auch wenn heute 2014 in Polen vieles anders ist und eine Menge zu entdecken bereit liegt, ist es doch interessant wie sich im Laufe der Zeit Länder zu erkennen geben.

Bis demnächst, Jo.

Kategorie: Allgemein
writeandread:
Verwandte Beiträge